Gestern Flüchtling... ... heute zuständig für Heizung, Klima, Sanitär

Fluechtling-kulas

Ein Foto nach der Morgenbesprechung in den Büroräumen von Rafael Kulas, Diplomtechniker und Chef des gleichnamigen Siegburger Unternehmens für Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär. Kulas (38) sehen Sie rechts, seinen Mitarbeiter Rafik Ishak Zekri Assad (27) links. Das Bild täuscht nicht. Es gibt eine sehr enge Verbindung zwischen Kulas und seinem Angestellten. Man hat viel Spaß zusammen, ist auf Facebook befreundet, nimmt Anteil am Leben des anderen.

Die Geschichte, die wir erzählen wollen, beginnt in Ägypten nach dem Arabischen Frühling. Und sie beginnt in der vorletzten Silvesternacht auf der Zeithstraße. Zuerst nach Ägypten. Dort gibt es für Ishak Zekri Assad keine Zukunft mehr. Er entstammt einer koptischen Familie, ist Christ. Genau dieses Christsein wird seinem Bruder Rami beinahe zum Verhängnis, als man ihn brutal überfällt. Die Brüder wollen weg, landen als Flüchtlinge in Deutschland, kommen nach Siegburg.

Jetzt in die Zeithstraße, zu den Silvesterfeierlichkeiten 2015/16. Rafael Kulas wird kurz nach dem Feuerwerk von zwei Männern brutal attackiert. Die Angreifer brechen ihm doppelt den Kiefer. Weil sie südländisch aussehen, geht schnell das Gerücht um, es seien Flüchtlinge gewesen. "Als der zweite Nachbar mit dieser Vermutung an mich herantrat, musste ich handeln", erzählt Kulas, der selbst 1989 als Spätaussiedler aus Polen in die BRD kam. In den Sozialen Netzwerken stellt er klar: "Die flüchtigen Täter sprachen Deutsch ohne erkennbaren Akzent, müssen schon sehr lange hier leben. Es waren keine kürzlich angekommenen Flüchtlinge!" Tags darauf sind seine Worte in den Zeitungen zu lesen, selbst RTL und SAT 1 berichten.

Wie kommt Ishak Zekri Assad zu Kulas? Kulas' Frau Tanja arbeitet in der Hochphase des Flüchtlingszustroms in der Kleiderkammer am Nogenter Platz. Hier wächst ein Netzwerk innerhalb der Flüchtlingshelfer, man tauscht sich über die jungen Männer aus Syrien, Somalia und Afghanistan aus, versucht diejenigen, die arbeiten wollen, unterzubringen. So wird der Ägypter bei Kulas vorstellig.

Ein halbes Jahr hat es nach dem Erstkontakt mit der Firma Kulas gedauert, bis Ishak Zekri Assad die Arbeitserlaubnis erhielt. Jetzt ist er mittendrin in der Rohrmontage auf dem Bau, schlägt sich einwandfrei, wie sein Boss berichtet. Und erhielt Post vom Ausländeramt. "Er soll abgeschoben werden, Rechtsmittel sind eingelegt", berichtet Kulas. Warten wir ab, wie die Gerichte unseres Rechtsstaats entscheiden...


14. März 2017 - 20:52 von Bernd -